Er war der Erste, der Tarotkarten systematisch mit esoterischem Wissen verband und sie als Werkzeug zur Zukunftsschau und Selbsterkenntnis in den öffentlichen Diskurs brachte. Heute wird er oft als Vater des modernen Tarot bezeichnet
Etteilla Vater des modernen Tarot

Jean-Baptiste Alliette (Etteilla)

Der erste professionelle Tarot-Esoteriker und Wegbereiter der okkulten Kartenkunst

Jean-Baptiste Alliette, besser bekannt unter seinem rückwärts geschriebenen Pseudonym Etteilla, gilt als eine der einflussreichsten Figuren in der Geschichte des Tarot. Im 18. Jahrhundert – einer Zeit des Umbruchs zwischen Aufklärung, Esoterik und beginnender Okkultwelle – war er der Erste, der Tarotkarten systematisch mit esoterischem Wissen verband und sie als Werkzeug zur Zukunftsschau und Selbsterkenntnis in den öffentlichen Diskurs brachte.
Heute wird er oft als Vater des modernen Tarot bezeichnet – nicht etwa wegen seiner prophetischen Fähigkeiten, sondern wegen seiner tiefgreifenden Umdeutung des Tarot vom Spiel zum okkulten Instrument.

Wer war Jean-Baptiste Alliette?

Jean-Baptiste Alliette wurde 1738 in Paris geboren. Über seine Jugend und Ausbildung ist wenig bekannt, doch er arbeitete zunächst als Samenhändler und Kaufmann. Um 1770 jedoch veröffentlichte er sein erstes Werk zur Wahrsagekunst, in dem er sich mit Spielkarten als Orakel befasste – eine Praxis, die damals besonders in Frankreich populär war.

Er nannte sich Etteilla – eine Umkehrung seines bürgerlichen Nachnamens – und trat zunehmend als Berater, Schriftsteller und Esoteriker auf. Seine Werke verbanden Astrologie, Alchemie, antike Mystik und das aufkommende Interesse an Ägypten, das in seiner Zeit als Quelle des geheimen Wissens galt.

Etteilla und das Tarot: Vom Spiel zur Magie

Während das Tarot im 18. Jahrhundert primär als Kartenspiel (Tarot de Marseille) verwendet wurde, sah Etteilla darin ein mächtiges Werkzeug der Wahrsagung und Selbstdeutung.
Er war einer der ersten, die behaupteten, die Tarotkarten seien ursprünglich ägyptischen Ursprungs und enthielten das geheime Wissen der alten Priesterschaften.

Seine Beiträge im Überblick:

  • Erste systematische Tarot-Deutung (1783)
    In seinem Werk „Manière de se récréer avec le jeu de cartes nommées Tarots“ stellte er ein vollständiges Deutungs- und Legesystem vor.

  • Neuanordnung der Großen Arkana
    Etteilla veränderte die Reihenfolge und die Symbolik der Karten. Er begann mit der Karte „Chaos“ (später dem Narren ähnlich) und verband jede Karte mit Elementen, Planeten, astrologischen Häusern und alchemistischen Prinzipien.

  • Eigenes Tarot-Deck
    Er entwickelte das erste esoterische Tarot-Deck der Geschichte, das nicht zum Spielen, sondern ausschließlich zur Divination gedacht war. Dieses „Tarot Etteilla“ enthielt bereits Schlüsselworte, astrologische Symbole und okkulte Hinweise auf jeder Karte.

Verbindung zu Antoine Court de Gébelin

Ein entscheidender Impuls für Etteillas esoterische Arbeit am Tarot kam von Antoine Court de Gébelin, einem französischen Gelehrten, der 1781 den achten Band seines Werkes Le Monde Primitif veröffentlichte. In diesem behauptete Court de Gébelin erstmals, dass das Tarot ein Fragment des ägyptischen Buchs Thot sei – ein Überbleibsel uralter Weisheitslehren.

Etteilla griff diese Idee begeistert auf und machte sie zum Fundament seines eigenen Systems. Während Court de Gébelin theoretisch und symbolisch argumentierte, ging Etteilla praktisch vor: Er entwickelte ein funktionales Deutungssystem, entwarf ein eigenes Tarotdeck und verband die Karten mit astrologischen, alchemistischen und hermetischen Elementen.

Obwohl es keine Belege für eine persönliche Begegnung der beiden Männer gibt, war Etteilla direkt inspiriert von Gébelins Theorie. Er war es, der die Idee vom Tarot als „Buch Thot“ aus der spekulativen Philosophie holte und in die konkrete Praxis der Divination überführte. Court de Gébelin legte den theoretischen Grundstein, Etteilla baute darauf das erste funktionierende esoterische Tarotsystem der Geschichte.

Berührungspunkte mit anderen Denkströmungen

Etteilla wirkte in einer Zeit, in der sich viele geistige Strömungen miteinander vermischten. Seine Arbeit steht am Schnittpunkt von Aufklärung, Esoterik, Masonischer Symbolik und dem frühägyptischen Revival, das später auch den Okkultismus stark prägen sollte.

Ägyptomanie & Hermetik

Etteilla war einer der ersten, der den Gedanken formulierte, Tarot sei ein Überbleibsel der ägyptischen Mysterienreligionen. Dies war zwar historisch falsch, wurde aber von vielen späteren Okkultisten übernommen (z. B. Éliphas Lévi, Papus, die Hermetic Order of the Golden Dawn).

Er glaubte, dass das Tarot das „Buch Thot“ sei – eine verlorene Schriftrolle der ägyptischen Götter, die das Wissen der Schöpfung, der Seele und des Kosmos enthalte. Dieser Gedanke inspirierte Generationen von Esoterikern – bis hin zu Aleister Crowley, der sein eigenes „Book of Thoth“ auf diese Idee stützte.

Astrologie und Alchemie

In Etteillas System spielt Astrologie eine zentrale Rolle. Jede Karte wurde mit einem Planeten, einem Tierkreiszeichen oder einem astrologischen Haus verbunden.
Ebenso flossen alchemistische Prinzipien ein: Transformation, Chaos, Ordnung, Elemente – all das verschmolz er mit der symbolischen Sprache des Tarot. Damit war er einer der ersten, die eine interdisziplinäre Interpretation wagten – etwas, das heute in vielen spirituellen Schulen Standard ist.

Freimaurerei und Geheimgesellschaften

Obwohl nicht zweifelsfrei belegt ist, ob Etteilla selbst Mitglied einer Loge war, zeigen seine Schriften starke Einflüsse freimaurerischer Symbolik. Konzepte wie „Licht und Dunkelheit“, „Tempelbau“, „innere Einweihung“ oder die Dreiheit von Körper, Geist und Seele durchziehen seine Texte.

Sein Denken bewegt sich in einem geistigen Milieu, das von Geheimorden, okkulten Zirkeln und der Suche nach verborgener Wahrheit geprägt war – Tendenzen, die später von Madame Blavatsky oder Rosenkreuzern weiterentwickelt wurden.

Frühe Esoterik und die Theosophie

Auch wenn Etteilla noch vor der eigentlichen Theosophischen Bewegung wirkte, war sein Denken in vielem ein Vorläufer davon: die Idee, dass es eine universelle, geheime Weisheit gebe, die in Symbolen, Zahlen, Sternen und alten Kulturen überliefert sei.
Seine Werke zeigen klare Parallelen zu dem, was später unter Begriffen wie „Esoterische Philosophie“ oder „Okkulte Wissenschaften“ systematisiert wurde.

Etteillas Werk war nicht unumstritten. Viele sahen in ihm einen Phantasten, der historische Tatsachen (z. B. ägyptischen Ursprung des Tarots) frei erfand, um seinen Lehren Gewicht zu verleihen. Andere wiederum sahen in ihm einen genialen Pionier, der die symbolische Tiefe der Karten neu erschloss.

Tatsächlich ist sein System aus heutiger Sicht nicht vollständig mit dem Tarot de Marseille oder dem Rider-Waite-System kompatibel, weil er viele Bedeutungen und Reihenfolgen eigenständig festlegte. Dennoch bleibt er eine Schlüsselfigur in der Geschichte des Tarot – besonders für die Entwicklung des esoterischen Denkens im 18. und 19. Jahrhundert.

Prophet, Systematiker, Grenzgänger

Jean-Baptiste Alliette war vieles: Geschäftsmann, Visionär, Systementwickler, Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Magie. Auch wenn nicht alles, was er behauptete, historisch haltbar ist – sein Mut, das Tarot neu zu denken, hat die Kartenkunst nachhaltig verändert.

Wer heute mit Tarot arbeitet – sei es spirituell, psychologisch oder mystisch – steht, bewusst oder unbewusst, auf den Schultern von Etteilla.

Zitat von Etteilla

„Das Tarot ist das Buch der Wahrheit; es spricht zu denen, die zu hören wissen.“

Hinweis: Dieses Zitat wird Etteilla zugeschrieben, jedoch ist die genaue Quelle in seinen Schriften nicht eindeutig belegt.

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Infobox: Jean-Baptiste Alliette (Etteilla)

Geburtsdatum: 1. März 1738
Geburtsort: Paris, Frankreich
Sterbedatum: 12. Dezember 1791
Beruf: Samenhändler, Kartenleger, Esoteriker, Autor
Veröffentlichungen:

  • Etteilla, ou manière de se récréer avec un jeu de cartes (1770)
  • Manière de se récréer avec le jeu de cartes nommées tarots (1783)
  • Cours théorique et pratique du livre de Thot (1790)

Quellenangaben und weiterführende Links

Wikipedia: Etteilla
Allgemeine Informationen über Jean-Baptiste Alliette und sein Wirken.
https://en.wikipedia.org/wiki/Etteilla​

Villa Revak: Biografie von Etteilla
Detaillierte Biografie und Analyse seiner Beiträge zum Tarot.
https://www.villarevak.org/bio/etteilla_1.html​

The Public Domain Review: Etteillas ‚Livre de Thot‘ Tarot (ca. 1789)
Artikel über Etteillas Tarot-Deck und dessen historische Bedeutung.
https://publicdomainreview.org/collection/etteilla-thot/​

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